Göttinger Universitätsmedizin eröffnet Biobank

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) verfügt jetzt über eine neue High-Tech-Einrichtung für die medizinische Forschung: Am 19.10. 2016 wurde im Versorgungsgebäude des Klinikums die UMG Biobank eröffnet. Die neu eingerichtete zentrale Serviceeinrichtung kann bis zu zwei Millionen Proben mit Biomaterialien von Patienten nach höchsten Qualitätsstandards konservieren und über viele Jahre aufbewahren. Die eingelagerten Proben sind eine wichtige Ressource für die Erforschung von Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Alzheimer oder Multiple Sklerose. Wissenschaftler können durch Untersuchungen von Körpersubstanzen neue Kenntnisse über die Entstehung und den Verlauf von Krankheiten gewinnen und komplexe krankheitsbezogene Zusammenhänge besser verstehen.

 

Die Einrichtung der neuen Biobank hat rund vier Millionen Euro gekostet. Die Göttinger Universitätsmedizin ist damit nach der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die zweite Klinik in Niedersachsen, die über eine solche zentrale Serviceeinheit verfügt. Kernstück der Biobank ist ein Spezialroboter, der auch bei sehr kalten Temperaturen funktioniert. Der Kryoroboter fasst bis zu 2 Millionen kleine Röhrchen mit biologischen Proben wie Blut, Urin, Speichel, Zellen oder Gewebe. Der Roboter sortiert diese Biomaterialien in seinem automatisierten Lager ein und konserviert sie bei minus 80 Grad Celsius. Soll die Probe für Forschungszwecke untersucht werden, holt der Roboter das mit einem Barcode versehene Röhrchen aus dem automatisierten Lager wieder hervor. Außerdem verfügt die Biobank über mehrere Stickstofftanks, in denen Proben bei Temperaturen zwischen minus 150 und minus 190 Grad gelagert werden können.

Die Proben stammen von Patienten des Göttinger Klinikums, denen zu diagnostischen Zwecken Biomaterialien wie Blut, Urin, Speichel oder Gewebe entnommen wurden. Bislang seien solche Proben nach Abschluss aller notwendigen Untersuchungen immer entsorgt worden, sagt die Leiterin der Biobank, PD Dr. Sara Y. Nußbeck. Mit der neu eingerichteten Biobank verschafft die UMG Wissenschaftlern die Möglichkeit, die Materialien für weitere Forschungen zu nutzen.    Die UMG lagert allerdings nur Biomaterialien von Patienten ein, die damit auch einverstanden sind. „Jeder Patient kann zu Beginn der Behandlung entscheiden, ob ein Teil der ihm entnommenen Proben in der Biobank eingelagert werden darf“, erläutert Nußbeck. Die Spende sei freiwillig, die Entscheidung habe keinerlei Auswirkung auf die Behandlung. Auch beim weiteren Umgang mit den Biomaterialien folge die Göttinger Universitätsmedizin den Vorgaben des Nationalen Ethik-Komitees, der eigenen Ethikkommission der Göttinger Universitätsmedizin sowie den jeweils geltenden Datenschutzgesetzen.  Die medizinischen Daten werden entsprechend der Datenschutzbestimmungen in verschlüsselter Form gespeichert und ausgewertet. Über die Freigabe der Materialien und der zugehörigen Daten entscheiden die Ethikkommission und ein speziell eingerichtetes Herausgabekomitee der Biobank.

Neben dem Lager beherbergt die Biobank auch zwei Labore. „Wir wollen bei unseren eigenen Forschungen untersuchen, wie sich die Qualität der Proben weiter verbessern lässt“, erläutert Nußbeck. Die 33-jährige studierte Molekularbiologin hat sich sowohl im Rahmen ihrer Doktorarbeit am Institut für Medizinische Informatik als auch ihrer Habilitation mit den Themen Biobanken und Datenmanagement beschäftigt. 

Im Anschluss an die Eröffnung fand am Mittwoch ein Symposium statt, bei dem Wissenschaftler über die Chancen und Herausforderungen bei der Arbeit mit Biobanken referierten.

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